DVORAK Symphony No 9 From the New World Rafael Kubelik
Das übrigens von Dvorak selbst stammende Etikett »Aus der Neuen Welt« erfasst fraglos Spezifisches der e-moll-Symphonie op. 95. Dass der tschechische Meister während seines amerikanischen Intermezzos von der Begegnung mit fremder Folklore nachhaltige schöpferische Impulse empfing, ist nach dem Studium der verfügbaren literarischen Quellen und der in jenen Monaten entstandenen Kompositionen kaum mehr von der Hand zu weisen. Henry Thacker Burleigh, der im Hause Dvoraks wiederholt alte Plantagenlieder zum besten gab, erzählt, wie tief sich sein damaliger Lehrer von den Negro Spirituals beeindruckt zeigte. Audiophile Pressing: DVORAK Symphony No 9 From the New World Rafael Kubelik
Symphonische Negro Spirituals
Und Burleigh war es auch, der erstmals auf die thematische Verwandtschaft zwischen dem Dvorak wohlbekannten Spiritual »Swing low, sweet chariot« und dem von der Flöte intonierten zweiten Seitenthema des ersten Satzes aufmerksam machte. Irrelevant erscheint in diesem Zusammenhang, ob sich Dvorak dieses Anklangs selbst bewusst war. Ohne seine Aufgeschlossenheit für die Lieder seiner farbigen Schüler wäre jedenfalls ein Werk wie die e-moll-Symphonie nicht geschrieben worden.
Die Spannung – From the New World
Die Spannung der langsamen Einleitung löst sich mit dem Eintritt des markanten, alle Sätze umklammernden Hornthemas. Das von Flöten und Oboen angestimmte Seitenthema, dessen amerikanische Herkunft (Verminderung des Leittons) von der mitschwingenden slawischen Melancholie nahezu verwischt wird, und das bereits erwähnte zweite Seitenthema sind in dem klar disponierten Satz kontrastreich vom Hauptthema abgesetzt. Bei der Komposition des in der Skizze »Legende« überschriebenen Des-dur-Largos wurde Dvorak nach eigenem Zeugnis von einer Szene aus dem »Lied von Hiawatha«, dem Versepos des einst vielgelesenen amerikanischen Dichters Longfellow, inspiriert. Ober gedämpfte Streicherharmonien stimmt das Englischhorn ein breit strömendes Klagelied an. Seine pentatonische Melodie (ohne vierte Stufe und Leitton) suggeriert ein Gefühl der Verlassenheit, der endlosen Weite.
Symphonisch über Indianer
Hiawatha, der vom Westwind Gezeugte, trauert um den Tod seiner Gattin Minnehaha, der schönen Indianerin aus dem Stamm der Dakota. Mit dem Festtanz der Indianer bei der Hochzeit Hiawathas wird auch im Scherzo eine Szene aus Longfellows Dichtung lebendig. Doch auch in diesem Satz klingen, organisch mit dem Ganzen verwoben, Erinnerungsbilder an die tschechische Heimat hinein. — Bemerkenswert schliesslich das Finale der Symphonie: Mit kontrapunktischer Meisterschaft verbindet Dvorak hier die teilweise nur schemenhaft auftauchenden Themen der vorangegangenen Sätze mit dem Motivmaterial des Allegro con fuoco. dessen scharfgeschnittenes, pathetisches Hauptthema die Coda triumphal überglänzt.
Enthusiatisch gefeiert
Vom Januar bis zum Mai 1893 hat Dvofäk an seiner e-moll-Symphonie gearbeitet; am 16. Dezember desselben Jahres setzte Anton Seidl sie auf das Programm eines Konzerts der New Yorker Philharmoniker in der Carnegie Hall. Nach einem Bericht der Tageszeitung »New York Herald« sah sich Dvorak bereits nach dem zweiten Satz enthusiatisch gefeiert.
Schon mit der Uraufführung setzte der Siegeszug dieser noch immer populärsten Dvorak-Symphonie ein.
Hans Christoph Worbs
DVORAK Symphony No 9 From the New World Rafael Kubelik
01. I. Adagio – Allegro molto (9:32)
02. II. Largo (13:05)
03. III. Scherzo. Molto vivace (8:08)
04. IV. Allegro con fuoco (11:52)
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